Pavel Skryja ist besessen - besessen vom Mittelalter. »Meine Seele ist krank«, gesteht er freimütig und fügt hinzu: »Die Krankheit, von der ich befallen bin, ist heute sehr selten, doch im Gegensatz zu allen anderen bekannten Leiden ist sie auch sehr romantisch und schön.« Skryja gilt als einer der besten Waffenschmiede in Europa - zu Recht, wie zahlreiche Auszeichnungen und sein (Euvre, das in viele Privatsammlungen Eingang gefunden hat, eindrucksvoll belegen. Ein Portrait.
Was in seiner Jugend mit historischem Fechten begann, entwickelte sich bei Pavel Skryja über das Studium der mittelalterlichen Fertigungstechniken, der Lebensart und der Kochkünste von einst samt der ritterlichen Etikette, in den zurückliegenden Jahrzehnten zu einer Obsession »Ich wollte Vollkommenheit erlangen in einem uralten Handwerk - in der Waffenschmiedekunst«, sagt Pavel Skryja.
Inzwischen ist es sein Leben, Waffen zu schmieden. Einst experimentierte er mit der genauen Nachbildung historischer Waffen. »Die Resultate waren noch nicht gerade ideal. Inzwischen bin ich aber in der Lage, handwerklich nahezu perfekte Kreationen anzufertigen und professionelle Restaurierungsarbeiten für Ausstellungen in Schlössern durchzuführen«, erzählt der 50 Jährige. Skryjas Replikate sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen in Tschechien, Österreich, Deutschland, England und in den Vereinigten Staaten zu finden. Doch nicht nur diese, auch seine zeitgenössischen Kreationen erfahren mittlerweile höchste Anerkennung im Bereich des Kunstschmiedens. Ausdruck und Symbol all seiner Arbeit ist. dass er auf die Erhaltung vormals zeitgenössischer Produktionsverfahren beharrt, die heute außergewöhnlich sind. So hat er sich in den zurückliegenden Jahren mit der Vergoldung von Metall beschäftigt, und zwar in einer Technik, die in der Fachwelt als eine der ältesten bekannt ist - und als eine der gefährlichsten gilt! Das Wissen um diese Technik, um das Vergolden mit Hilfe von Quecksilber, ist in der Szene nahezu »ausgestorben«. Skryja möchte die Technik erhalten. Dabei wird 24-karätiges Gold in Quecksilber aufgelöst, und diese Mischung wird dann auf Metall aufgetragen. Nachdem das Quecksilber verdampft ist, bleibt auf dem Metall das echte Gold übrig.
Die Technik stammt aus vorchristlichen Zeiten. »In heutigen Restauratorenbüchern finden wir allerdings nur Bruchteile und unvollständige Informationen darüber - was daran liegen kann, dass die Methode vor allem aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate der Schmiedelehrlinge in der Geschichte berühmt wurde«, vermutet Skryja ein wenig lakonisch. Angesichts der beträchtlichen Menge der Quecksilberdämpfe, die während des Vergoldungsvorganges entstehen, sei dies »nicht verwunderlich«. Doch für den Tschechen steht »eine positive Seite« im Vordergrund: Die Technik hat eine Patina hinterlassen, durch die heute das tatsächliche Alter der historischen Originale gut ermittelt werden kann.
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